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CIOs in der Zwickmühle

Bei dem kürzlich von IDG in Spanien veranstalteten “European CIO of the Year Summit” hatte ich Gelegenheit, mich mit mehreren CIOs darüber zu unterhalten, was sie aktuell beschäftigt. Wenig überraschend hat sich in den 20 Jahren, die vergangenen sind, seit ich selbst CIO war, wenig daran geändert, was einem CIO die größten Sorgen macht. Aber einige Lösungsansätze sind neu.

Von: Sylvain Siou, Vice President, Systems Engineering, EMEA

Ich durfte Nutanix kürzlich beim Europäischen CIO des Jahres in Spanien vertreten. An dem alljährlich von IDG veranstalteten Gipfeltreffen nahmen Ende 2019 in Barcelona rund einhundert CIOs teil. Die Veranstaltung war für mich aus mehreren Gründen interessant. Einer ist, dass 20 Jahre vergangen sind, seit ich selbst CIO war. Dennoch scheinen die Sorgen, die CIOs den Schlaf rauben, größtenteils die gleichen zu sein: Kosten optimieren, IT auf das Geschäft ausrichten, neue Talente gewinnen und halten (auf dieses Thema werde ich in einem künftigen Artikel zurückkommen) und sich zu überlegen, welche Rolle sie bei der Definition der (digitalen) Strategie ihres Unternehmens spielen.

Da ich kein CIO mehr bin, war mir klar, dass ich nicht unbedingt berufen bin, um mich in der Diskussion zu diesen Themen in den Vordergrund zu drängen. Ein CIO, der an der Veranstaltung teilnahm, erregte jedoch meine Aufmerksamkeit, da er sich sehr offen äußerte. Insbesondere fand ich seinen Vortrag über die Rolle des CIO sehr aussagekräftig, in dem er sagte: "Wenn CIOs den CFOs gegenüber Rechenschaft ablegen sollen, können sie genauso gut direkt ihren Rücktritt anbieten." Mit anderen Worten: Wenn die Rolle der CIOs allein auf die Verwaltung der IT-Kosten beschränkt wird, können sie gleich das Handtuch werfen.

IT als Wettbewerbsvorteil nutzen

Unabhängig von ihrem Tätigkeitsbereich sind heute alle Unternehmen mehr als je zuvor von der IT abhängig. Nehmen wir uns jedoch einen Moment Zeit, um zurückzublicken, werden wir feststellen, dass das, was wir heute als „digitale Transformation“ bezeichnen, eigentlich schon immer die Rolle des CIO war. Schließlich ist es der CIO, der seit den Anfängen der IT die Informationssysteme verwaltet. Er - oder sie - scheint daher am besten geeignet zu sein, die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn es darum geht, die IT als Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen zu nutzen.

Heute ist der CIO aber nicht mehr nur Manager für Infrastruktur und Anwendungen, sondern ein wertvoller Partner für die einzelnen Abteilungen des Unternehmens. Dank seines Verständnisses von Technologie, Geschäftsprozessen und Datenflüssen kann er Business-Entscheidern bei Innovationen helfen, indem er aufzeigt, wie sich die neuesten Funktionen der neuen Technologien einsetzen lassen.

Um jedoch einen konstruktiven Dialog über Innovationen im Unternehmen zu ermöglichen, kann es sich die IT nicht länger leisten, nur als Kostenstelle wahrgenommen zu werden. Zukunft und Daseinsberechtigung des CIO hängen von seiner Fähigkeit ab, seine Finanzierungs- und Berichtslinie in Frage zu stellen. Auf der Veranstaltung in Barcelona habe ich deutlich herausgehört, dass auch die Geschäftsbereiche rechenschaftspflichtig gemacht werden müssen: Anstatt sich ausschließlich darauf zu konzentrieren, die erforderlichen Mittel für die Wartung bestehender Systeme zu beschaffen, die Jahr für Jahr das Budget belasten, muss der CIO Geschäftsbereiche in die Finanzierung innovativer Projekte einbeziehen. Möglich ist das etwa, indem er sie auf die Kosten einer Anwendung über den gesamten Lebenszyklus hinweg aufmerksam macht. Während des CIO Summit habe ich auch erfahren, dass einige der Besucher das Problem durch Projektportfoliomanagement, andere durch den Ansatz Digital Factory oder durch Frameworks wie SAFe angehen. Letztendlich spielt aber die Methode keine Rolle: Hauptsache ist, dass beide Parteien - Unternehmen und IT - die gegenseitigen Zwänge besser verstehen, um dann gemeinsam Fortschritte zu erzielen.

CIOs wissen, dass sie moderne Infrastrukturen benötigen, die agil, flexibel und skalierbar sind, wenn sie sich an die neue Welt anpassen und neue Projekte in Angriff nehmen wollen. Aber kein Unternehmen kann es sich leisten, aus einer Laune heraus große Projekte zur Modernisierung der Infrastruktur in Angriff zu nehmen. Dazu fehlen Zeit, Geld und Ressourcen - und vor allem bleibt die Frage nach dem ROI unbeantwortet.

Auch hier sagten mir die CIOs, dass sie strategisch vorgehen. Sie müssen sich darauf konzentrieren, die Funktionsweise der IT zu ändern, indem sie jedes einzelne Projekt nutzen, um vorhandene Systeme zu modernisieren. Letztendlich ist es dabei das Ziel, eine agile Plattform zu schaffen, die dem Unternehmen die Freiheit gibt, schnell weitere neue Projekte anzugehen und erfolgreich umzusetzen und dennoch bei jedem weiteren Schritt den Überblick zu behalten. Dafür müssen Unternehmen jedoch verstehen, dass die Rolle des CIO für ihre generelle Transformation hin zu mehr Agilität noch stärker als früher von zentraler Bedeutung ist, wenn es darum geht, neue Märkte zu erobern und neue, innovative Dienstleistungen zu entwickeln.